Xiaomi 11T Pro: 120-Hz-OLED und in 20 Minuten geladen | TechStage

2022-10-11 17:13:20 By : Mr. Laptop Parts Speed

Xiaomi gehört mittlerweile zu den großen Anbietern – und das weiß das Unternehmen auch. Anders ist der hohe Preis des 11T Pro nicht zu erklären, das zwar gut, aber nicht perfekt ist.

Die T-Modelle von Xiaomi sind zum Ende einer Smartphone-Generation normalerweise immer noch einmal ein letztes Aufbäumen. Man packt noch mal schön viel bewährte Technik zu einem guten Preis in ein schickes Gehäuse, bevor dann in Kürze die ganz neuen Modelle auf den Markt kommen. Der Hersteller wird seine „alte“ Technik los, Kunden bekommen viel für wenig Geld – win win also. Doch Xiaomi ist längst nicht mehr der Underdog, der mit Kampfpreisen auf den Markt zu drängen versucht, denn er ist längst da. Das macht träge oder zumindest ein wenig gierig – warum auf mehr Gewinn verzichten, wenn einem die Kunden doch eh alles aus der Hand reißen?

Ganz so schlimm ist es natürlich nicht, das Xiaomi 11T Pro ist durchaus ein gutes Smartphone. Aber ohne etwas vorwegzunehmen: Der Preis ist für das Gebotene einfach zu hoch – auch wenn es durchaus Highlights gibt.

Auf den ersten Blick sieht das Xiaomi 11T Pro ganz schick, wenn auch nicht neu aus. Ein runder, matter Rahmen schließt Front und Rückseite aus Glas ein. Die hinteren Seiten sind stark abgerundet, sodass das Modell gut in der Hand liegen dürfte, obwohl das 11T Pro etwas pummelig wirkt. Tatsächlich passt das große Smartphone gut in zumindest große Hände, die Rundungen sorgen für geradezu handschmeichlerische Passform. Leider passt das Qualitätsempfinden nach dem ersten Anfassen nicht mehr ganz zum ersten Eindruck: Der Rahmen fühlt sich eher nach Kunststoff statt Glas an und bei der Rückseite ist es nicht viel anders. Hauptgrund ist hier, dass die Rückseite nicht übermäßig solide wirkt, beim Draufklopfen klingt es hohl. Außerdem wird die optische Oberflächenstruktur, die dezent an gebürstetes Aluminium erinnert, schnell von Fingerabdrücken verdeckt – ein typisches Problem von glänzenden Oberflächen. Wer das nicht will, sollte statt unserer grauen Farbgebung Weiß oder Blau bevorzugen – hier ist das Finish matt. Größtes Problem bei der Haptik insgesamt: Modelle wie Xiaomi Redmi Note 10 Pro (Testbericht) oder Xiaomi Poco F3 (Testbericht) fühlen sich sehr ähnlich an, sind aber deutlich günstiger.

Ansonsten macht das Gerät aber einen sehr guten Eindruck und wer das Xiaomi 11T Pro ohnehin in die beiliegende oder eine separat gekaufte Hülle steckt, wird vom Kunststoff-Flair des Modells wenig mitbekommen. Dann stört auch nicht die leicht aus der Rückseite hervorstehende Kameraeinheit, die die Blicke auf sich zieht. Stattdessen punktet das Smartphone mit toller Verarbeitung samt passgenauer Spaltmaße und optimaler Druckpunkte der gut positionierten Hardware-Tasten. Was bleibt, ist das hohe Gewicht von 204 Gramm – bei dem riesigen Display ist das dem Handy aber kaum zu verdenken. Immerhin eine IP53-Zertifizierung bietet das Pro-Modell und ist damit wenigstens gegen Regen gefeit. 11T und 11T Pro unterscheiden sich äußerlich übrigens nur durch genau eine Sache: Das Pro-Modell hat auf der flachen Stirnseite einen Harman/Kardon-Schriftzug aufgedruckt, das Non-Pro nicht.

Knapp 6,7 Zoll misst der OLED-Bildschirm des Xiaomi 11T Pro in der Diagonale, auf dem 2400 x 1080 Pixel verteilt sind. Das ergibt knapp 400 ppi (Pixel pro Zoll) und sorgt für scharfe Wiedergabe von Inhalten. Der Screen ist HDR10+-zertifiziert, Xiaomi gibt eine Helligkeit von 800 cd/m² und bis zu 1000 cd/m² für HDR-Inhalte an. Wir kommen nicht ganz auf diese Werte, erreichen aber mit über 700 cd/m² bei hoher Umgebungshelligkeit dennoch einen sehr guten Wert im Automatikmodus. Im manuellen Modus kamen wir auf fast 450 cd/m². Damit sollten auch in direkter Sonne keine Probleme bei der Ablesbarkeit auftreten.

Uns gefällt der OLED-Screen insgesamt richtig gut. Farben scheinen sehr natürlich, aber dennoch ausreichend kräftig abgestimmt zu sein, Kontraste, Blickwinkelstabilität und Schwarzwert suchen OLED-typisch ihresgleichen. Wem das nicht reicht, der kann in den Display-Einstellungen selbst auf viele Parameter einwirken. Wahlweise passt das Handy die Farbtemperatur mittels der True-Display-Funktion selbstständig an das Umgebungslicht an. Dank 120-Hertz-Darstellung laufen Inhalte absolut flüssig über den durch Gorilla-Glas-Victus geschützten Bildschirm, das istrichtig klasse. Wenn es beim Display etwas zu meckern gibt, dann sind es höchstens die etwas zu dicken Bildschirmränder. Vor allem oben und unten fällt das auf. Das machen andere Smartphones über 600 Euro besser.

Das Negative gleich vorweg: Es gibt keinen optischen Bildstabilisator und keine optische Telelinse. Dafür setzt Xiaomi beim 11T Pro auf den gleichen 108-Megapixel-Sensor von Samsung, der schon im Xiaomi Mi 11 (Testbericht) steckt – dort handelte es sich um die erste Generation des Chips, Samsung selbst verwendete im Galaxy S21 Ultra (Testbericht) bereits die dritte Version. Entsprechend wundert es nicht, dass die Aufnahmen mit dem Xiaomi 11T Pro gerade bei Tageslicht gut, aber nicht perfekt sind. Im Detail punktet das Gerät mit scharfen Aufnahmen in voller Auflösung, etwas weniger scharf wird es mit voreingestelltem Pixel Binning im Verhältnis 4:1. Dabei werden immer vier Pixel zu einem Superpixel zusammengerechnet, die Gesamtaufnahme ist dann nur noch 27 Megapixel groß. Vorteile soll das vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen bringen. Die Bildschärfe erschien uns im Test leicht besser als noch beim Mi 11, lässt aber immer noch Spielraum nach oben. Auch der Fokus scheint jetzt besser zu sitzen und der Weißabgleich zeigt sich weniger unentschlossen – Xiaomi hat offensichtlich an der Software gedreht. Zoomen sollte man digital nicht zu weit, zweifach sieht aber noch ordentlich aus.

Bei Nachtaufnahmen macht sich nach wie vor der fehlende OIS bemerkbar. Im Vergleich zu Oberklasse-Konkurrenten mit diesem Feature sind Aufnahmen bei wenig Licht deutlich verrauschter und weniger scharf. Die Weitwinkellinse macht ähnliche Aufnahmen mit 8 Megapixel, nur insgesamt eine Klasse schlechter: Ausreichend bei Tag, klar schwächer bei Nacht. Hinzu kommen hier Verzerrungen an den Rändern. Die Makrolinse sehen wir nur als Spielerei, auch wenn sie dank 5 Megapixel besser als 2-Megapixel-Pendants ist. Besser bedeutet aber nicht gut, stattdessen hätten wir uns eine Telelinse gewünscht.

Die Frontkamera bietet 16 Megapixel, Aufnahmen sehen ordentlich, aber nicht übermäßig scharf aus. Videos in 8K sind möglich, allerdings nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Außerdem gibt es ohnehin kaum Abspieler dafür - immer noch nicht. Wir halten dieses Feature daher nach wie vor für überflüssig, besser ist hier 4K/60. Das macht das Xiaomi 11T Pro ganz passabel mit ordentlicher Bildstabilisierung, auch hier liegt aber Samsung vorn.

Ein Highlight des Xiaomi 11T Pro ist zweifelsfrei der Spitzenchipsatz aus 2021, der Snapdragon 888 von Qualcomm. Im 11T ohne Pro-Namenszusatz steckt „nur“ ein Dimensity 1200 von Mediatek. Erfahrungsgemäß ist der Snapdragon rund 10 bis 20 Prozent stärker, im Alltag dürfte das aber absolut keinen Unterschied machen. Denn unser Testgerät mit Snapdragon-Chip wirkt in jeder Lebenslage absolut souverän, im Zusammenspiel mit dem 120-Hertz-Display ist das schon sehr beeindruckend. Erst in Benchmarks dürfte der Leistungsunterschied auffallen. In Work 3.0 von PCmark erreicht das Pro-Modell knapp 14.000 Punkte, ein Xiaomi 11T dürfte hier auf etwa 12.000 Punkte kommen. Bei Wildlife von 3DMark erreicht das Snapdragon-Modell fast 5800 Punkte, das Non-Pro-Modell eher um 4200 Punkte. Beides sind gute Werte. Im Alltag liegen die Modelle weitestgehend gleichauf, da so viel Leistung hier einfach nicht benötigt wird.

Außerdem kann Leistung auch zum Nachteil werden: Wie vom Snapdragon 888 bekannt, wird das Xiaomi 11T Pro bei fordernden Anwendungen schnell warm. Einem Stresstest unterzogen, schraubt auch dieses 888-Modell seine Leistung auf ein bestimmtes Maß herunter, um keinen Schaden zu nehmen. Die Leistungsreduzierung fällt beim Xiaomi-Modell aber vergleichsweise gering aus. Die Außentemperatur des Gehäuses blieb dabei außerdem moderat – spürbar, aber nicht schmerzhaft.

Neben tollen Benchmark-Werten erreicht das Xiaomi 11T pro auch beim Starten von Apps gute Zeiten. Ein Grund dafür dürfte der schnelle UFS-3.1-Speicher sein, der je nach Version in 128 oder 256 GByte vorhanden ist. Das ist eine ganze Menge, muss dabei aber auch das Fehlen einer Speichererweiterungsmöglichkeit kompensieren. Der Arbeitsspeicher ist mit 8 GByte immer gleich groß. Die restliche Technik überzeugt ebenfalls, hier ist von Wifi-6 über NFC, 5G und einem Infrarot-Port alles mit dabei, was derzeit geht. Statt USB-C-2.0 wäre allerdings Version 3.1 schön gewesen. Der Fingerabdrucksensor in der Power-Taste funktioniert schnell und zuverlässig und die Stereo-Lautsprecher haben uns mit hoher Lautstärker und sogar etwas Bass überzeugt. Hier hat wohl Harman Kardon Hand angelegt, das Smartphone unterstützt daher auch Dolby Vision. Alle weiteren Details können der Tabelle entnommen werden.

Bei der Software findet sich eine der größten Überraschungen: Xiaomi verspricht Nutzern des 11T Pro drei Jahre System-Updates, außerdem vier Jahre Sicherheits-Updates. Das ist klasse – auch wenn der Hersteller insgesamt nicht als übermäßig schnell bei der Umsetzung solcher Pläne gilt. Unser Testgerät hatte etwa Ende Februar 2022 immer noch den Sicherheitspatch von Dezember 2021. Der Rest ist von anderen Modellen bekannt: Android 11, Miui 12 und etliche Bloatware-Apps wie Netflix, Ebay, Facebook, Aliexpress und Co.

Der Akku des 11T Pro leistet 5000 mAh – das ist so etwas wie der Goldstandard bei Xiaomi. Damit sollten gute Laufzeiten drin sein und tatsächlich ist dem auch so. Auch wenn die 120 Hertz des Displays etwas den Verbrauch hochtreiben, so schafft das Gerät im Battery Test von PCmark mit aktivierten 120 Hertz stolze 11,5 Stunden – das ist ordentlich! Im Alltag sind die typischen 2 Tage kein Problem und wenn es doch einmal knapp werden sollte, hat Xiaomi noch ein Ass im Ärmel: Schnellladen mit sagenhaften 120 Watt, genannt Xiaomi HyperCharge.

Damit gelingt eine vollständige Ladung in kaum mehr als 20 Minuten – wow! Angst wegen vorzeitigem Verschleiß muss um den Akku wohl trotzdem niemand haben, Xiaomi verspricht nach 800 Ladezyklen immer noch mindestens 80 Prozent Restkapazität. Bedeutet: Selbst, wenn das 11T Pro täglich geladen würde, stünden nach über 2 Jahren immer noch 80 Prozent oder mehr Akkuleistung zur Verfügung. Einziger Wermutstropfen: Kabelloses laden gibt es bei diesem Modell gar nicht. Ist das wirklich "Pro"?

Knapp 650 Euro kostet das Xiaomi 11T Pro in der UVP des Herstellers, inzwischen ist der Preis schon gefallen. Als Farben steht die graue, glänzende Version unseres Testmodells sowie Weiß und Blau in matt zur Verfügung. Das gilt für beide Speicherversionen mit 8/128 und 8/256 GByte.

Das Xiaomi 11T Pro ist ein gutes Smartphone. Es verbindet ein tolles OLED-Display mit 120 Hz, richtig viel Rechenpower dank Snapdragon 888 und einem ausdauernden Akku miteinander. Der kann noch dazu mit satten 120 Watt extrem schnell geladen werden. Die Speicherausstattung geht unseres Erachtens voll in Ordnung, 8 GByte RAM reichen im Alltag völlig aus. Richtige Fehler macht das Modell nicht, allerdings gibt es an einigen Stellen Verbesserungspotenzial.

So wundern wir uns über das haptisch nicht übermäßig hochwertige Gehäuse, USB 2.0 und eine Kamera ohne Telelinse. Hier hätte Xiaomi seinen Namen als Preis-Leistungs-Sieger weiter zementieren können, diese Chance wurde allerdings vertan. Stattdessen setzt der Hersteller den Preis für unseren Geschmack mindestens 100 Euro zu hoch an, für 500 oder auch noch 550 Euro wäre das 11T Pro ein echter Knaller gewesen.

So empfehlen wir, eher zum deutlich schneller im Preis gefallenen 11T ohne Pro im Namen zu greifen, das kaum weniger kann, aber viel günstiger ist. Alternativ lohnt ein Blick auf Samsung Galaxy S20 FE (Testbericht) oder Samsung Galaxy S21 FE (Testbericht) mit Telelinse oder gleich das viel günstigere Realme GT 5G (Testbericht). Wer nach anderen spannenden Smartphones sucht, wird in unseren Bestenlisten bis 500, bis 400 und bis 300 Euro fündig.

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